TÜV SÜD: Fünf Tipps fürs Fahren im Stau
München. Sommerzeit – Stauzeit: Jetzt wird’s wieder richtig eng auf den Autobahnen. Typische Situation: Der Vordermann bremst abrupt, es kracht – nicht nur vorne, sondern auch hinten. Die Gründe sind bekannt: zu viel Tempo, zu wenig Abstand, geringe Aufmerksamkeit. Wie man sich richtig im Reiseverkehr verhält, dazu fünf Tipps von den TÜV SÜD-Experten.
Wenn es richtig voll wird, dehnt und zieht sich die Blechschlange zusammen wie ein Wurm. Wird‘s zu eng, kommt es zum Crash. Dann trifft es in der Regel nicht nur zwei, sondern gleich mehrere Fahrzeuge. TÜV SÜD-Mantra: Abstand halten, Geschwindigkeit anpassen und stets die Verkehrsteilnehmer um einen herum im Blick haben. Das gilt selbst dann, wenn die Lawine vermeintlich rollt: „Staus entstehen abrupt und haben die unterschiedlichsten Ursachen“, sagt Jürgen Wolz von TÜV SÜD. „Selbst plötzlich auftretende Wetterphänomene können Auslöser sein.“
Engpässe vermeiden: Am besten im Vorfeld die Reiserouten auf Staus hin abklopfen. Statistisch gesehen sind die Reisetage mit der geringsten Verkehrsdichte Dienstag und Mittwoch. Lässt es sich – etwa aufgrund der Buchung am Urlaubsort – einrichten, dass nicht von Samstag auf Samstag verreist werden muss, sollte man dies nutzen. „Nicht samstags fahren, wenn alle fahren“, sagt Wolz.
In den Rückspiegel schauen: Landen Reisende trotz aller Planung im Stau, vorsichtig dem Stauende nähern, sanft abbremsen und das Fahrzeug ausrollen lassen. „Spätestens jetzt ist es an der Zeit, den nachfolgenden Verkehr mit höchster Aufmerksamkeit zu beobachten, denn die größte Gefahr im Stau droht von hinten“, unterstreicht Wolz. „Das eigene Fahrzeug ganz leicht Richtung seitlicher Begrenzung orientieren, dazu ein bis zwei Fahrzeuglängen Abstand zum Vordermann einhalten. Nur so hat man die Chance, zu reagieren, wenn der Fahrer hinter einem das Stauende übersehen hat“.
Mitreisende warnen: Den Einsatz der Warnblinkanlage sieht Wolz differenziert. Einerseits ist der Einsatz sinnvoll, wenn man sich dem Stauende womöglich noch an einer unübersichtlichen Stelle nähert und dieses an einer unübersichtlichen Stelle ist. Andererseits kann zu frühzeitiges Einschalten – etwa bei einer Verlangsamung des Verkehrsflusses – dazu führen, dass der rückwärtige Verkehr unnötig stark abbremst.
Gasse freilassen: Steht man erst einmal im Stau, empfiehlt der TÜV SÜD-Experte, unbedingt den Motor abzuschalten, selbst bei kurzen Wartezeiten. Rollt der Verkehr wieder an, sollte der Abstand zum Vordermann bei ein bis zwei Fahrzeuglängen liegen. Ganz wichtig im Stau: „In der Mitte der zwei Fahrstreifen muss unbedingt eine Rettungsgasse frei sein. Hier nicht entsprechend zu handeln, heißt, Menschenleben zu riskieren“, betont Wolz. Dazu die Regel: Bei drei Fahrspuren und mehr muss die Rettungsgasse zwischen dem linken äußeren und dem zweiten Fahrstreifen von links gebildet werden. Die gesicherte Unfallstelle zudem ohne Abbremsen passieren: „Gaffen verursacht wieder: Stau!“
Spur halten: Von links nach rechts und wieder zurück: So kommt niemand schneller voran. Zahlreiche Studien belegen: Selbst wer dauernd die Spur wechselt, fährt mit denselben Nachbarn aus dem Stau heraus, mit denen er hineingeraten ist. Kein Problem ist es dagegen, bei zähfließendem Verkehr Autos auf der linken Spur zu passieren: „Im Stau darf auch rechts schneller als links gefahren werden. Läuft es punktuell auf der rechten Spur besser, kann man im Verkehr mitschwimmen.“ Anders schaut es mit der Nutzung der Standspur aus: Entgegen den Gepflogenheiten vieler Autofahrer ist es nicht legitim, bei Stau die letzten Kilometer vor einer Ausfahrt über die Standspur zurückzulegen: „Die Standspur ist tabu und darf nur auf polizeiliche Anweisung als Fahrstreifen benutzt werden oder – wie beispielsweise auf der A8 vor Holzkirchen – in Ausnahmefällen mit entsprechender Beschilderung.“
Handelt es sich nicht um eine mehrstündige Sperrung wegen eines Unfalls, bringt das Umfahren von Staustellen über Nebenstrecken nichts. „Meist sind Nebenstrecken und Ortsdurchfahrten mindestens so verstopft wie die Autobahnen“, sagt Wolz.