1951 debütiert auf der IAA der Benzin-Direkteinspritzer im schnittigen Goliath Sportcoupé
Stuttgart – Der Zweitaktmotor war bei den Goliath-Automobilen der BORGWARD-Werke nach dem Krieg gesetzt. Robust und einfach konstruiert, sollte er die Massenmotorisierung per Auto in Deutschland auch für jene vorantreiben, die sich bisher nur ein Motorrad leisten konnten. Doch die Marke Goliath strebte längst weiter nach oben. Mit dem im März 1950 präsentierten Goliath GP 700 schufen die Bremer einen für diese Käufer erreichbaren Traumwagen, der etwas teurer als der VW Käfer war. Spätestens jetzt war es für Carl F. W. Borgward höchste Zeit, an den Nachteilen des Zweitakters zu arbeiten: Unsaubere Gaswechsel schränkten den Komfort ein, und sogenannte Spülverluste trieben den Spritdurst nach oben. 1949 entschied sich BORGWARD deshalb, bei seinen Zweitaktmotoren die Umkehrspülung mit Flachkolben einzusetzen, und zahlte dafür dem Patentinhaber Humboldt-Deutz Gebühren. Der Komfortgewinn wie die Kraftstoffeinsparung waren deutlich spürbar.
Doch zufrieden war der Chef immer noch nicht und machte zusammen mit seinem Entwicklungsteam und dem Zulieferer Bosch eine Gemischaufbereitung serienreif, die heute in beinahe jedem modernen Pkw steckt: die Benzin-Direkteinspritzung. Der ehemalige Chef des Konstrukteurbüros INKA und Zweitaktexperte August Momberger wurde 1950 Technischer Direktor der Goliath-Werke und brachte die Idee einer Einspritzung von seinem ehemaligen Arbeitgeber, der Auto Union, mit. Die Vorteile einer Direkteinspritzung lagen gerade beim Zweitakter auf der Hand: Die Altgase werden mit Luft aus dem Zylinder gedrückt, erst später spritzt die Düse den reinen Kraftstoff in den Verbrennungsraum. Mögliche theoretische Spritersparnis durch diese wegweisende Technik: bis zu 30 Prozent. Den Komfortvorteil bei der Gasannahme gab’s gratis dazu.
Carl F. W. Borgward ließ in seiner typischen Art nicht locker und machte die zukunftsträchtige Gemischaufbereitung zusammen mit Bosch serienreif. Nach drei Jahren Entwicklungsarbeit präsentierte die BORGWARD-Marke Goliath auf der IAA 1951 im April in Frankfurt neben Gutbrod als erster Automobilhersteller ein Fahrzeug mit Benzin-Direkteinspritzung: das Goliath Sportcoupé – einen weiteren technischen Meilenstein der Bremer. Der neue Zweitakter verbrauchte nur noch 5,9 Liter auf 100 Kilometer und leistete mit 29 PS zehn Prozent mehr. Der spezifische Verbrauch sank von 330 Gramm pro PS und Stunde auf 225, das entspricht sogar etwas mehr als den von den Technikern prognostizierten 30 Prozent.
Auf Goliath-Manager August Momberger ging die Idee zurück, mit der Einführung des Direkteinspritzers auch das Sportcoupé zu lancieren, der neuen Technik also auch ein frisches Gesicht zu verleihen. Im Frühjahr 1951 fertigte der Delmenhorster Karosseriebauer Rudy zwei Coupés auf Basis der Goliath-Limousine, später folgten sehr ähnliche Zweitürer mit schnittiger Karosserie aus dem Hause Rometsch. Extra für die formschönen Coupés bohrte BORGWARD später den Zweitakter mit Direkteinspritzung auf 845 Kubikzentimeter auf und erreichte mit 36 PS eine Leistung, die 1951 fast an den 1100er-Boxer von Porsche heranreichte. Diese Leistungssteigerung erhielten aber nur die später gebauten Rometsch-Coupés. Insgesamt wurden vom Coupé 27 Stück gefertigt. Die neue Technik war damals so modern, dass anfangs viele Werkstätten diese Gemischaufbereitung nicht warten konnten. Trotzdem verfolgte Carl F. W. Borgward ihre Serieneinführung mit dem für ihn typischen Nachdruck, weil er vom Kundenvorteil der Benzin-Direkteinspritzung überzeugt war.
Die Benzin-Direkteinspritzung adelte drei Jahre später die heutige Sportwagen-Ikone schlechthin, den Mercedes-Benz 300 SL Flügeltürer, ist heute längst fester Bestandteil jedes modernen Verbrennungsmotors und hilft dabei, Verbrauch und Abgaswerte zu optimieren. Optimales Abgasverhalten und Effizienz sind wichtige Konstruktionsprinzipien, die auch im neuen BORGWARD konsequent umgesetzt sind, der auf der diesjährigen IAA in Frankfurt sein Debüt gegeben hat.
Quelle: (ots)