CES 2015: Ford stellt „Smart Mobility Plan“ vor
Die derzeit in Las Vegas stattfindende Consumer Electronics Show (CES) steht für die Ford Motor Company unter dem Motto „Mobilität, autonomes Fahren und Vernetzung“. Mark Fields, der neue Präsident und CEO des Konzerns, sagte auf der weltweit größten Messe für Elektronik: „Wir treiben die Innovationen in allen Teilen unseres Unternehmens weiter – auf diese Weise sorgen wir für Veränderung im Bereich der Mobilität, genauso wie unser Gründer Henry Ford vor 111 Jahren“. Fields stellte in diesem Zusammenhang den „Smart Mobility Plan“ vor, bei dem es vor allem um Themen wie autonomes Fahren, intelligente Mobilität, die Nutzung von Kunden-Feedback und die Anwendung von „Big Data“ geht. Fields erklärte in seiner Grundsatzrede, dass Ford weltweit 25 Mobilitäts-Pilotprojekte realisiert, darunter sieben in Europa, und davon wiederum eines in Deutschland (Ford Carsharing), um innovative Technologien zu fördern und um einen Mehrwert für die Menschen im Verkehrsalltag zu schaffen.
Autonomes Fahren
Ein zentrales Ford-Mobilitätsprojekt das Thema autonomes Fahren. Ford hat im vergangenen Jahr Studienfahrzeuge auf Basis des US-Modells Fusion vorgestellt, die die Ergebnisse von über einem Jahrzehnt intensiver Forschung zum Thema „Automatisierte Fahrfunktionen“ repräsentieren. Mit dem aktuellen Projekt will Ford mögliche Antworten auf gesellschaftliche, juristische und technologische Fragen zum autonomen Fahren geben.
Die aktuellen Ford Fusion-Technologieträger scannen über vier auf dem Fahrzeugdach montierten LiDAR Infrarot-Licht- und Abstandssensoren (Light Detection And Ranging) die Umgebung in einem Umkreis von rund 70 Metern und erkennen dabei sowohl Fahrzeuge als auch Fußgänger, Radfahrer und sogar kleine Tiere. Aus den ermittelten Daten erstellt LiDAR 2,5 Millionen Mal pro Sekunde eine virtuelle 3D-Karte und berechnet die Distanz aller erkannten Objekte zum Fahrzeug. Bei der Entwicklung dieser Technologien kooperiert Ford unter anderem mit dem US-amerikanischen Versicherungskonzern State Farm sowie mit der Universität von Michigan.
In Europa treibt Ford die Kooperation mit der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen für die Entwicklung sogenannter HMI-Bedienkonzepte (Human Machine Interface) weiter voran. Die HMI-Bedienkonzepte sind ein wichtiger Baustein auf dem Weg zum autonomen Fahren, da sie die Basis für die direkte Kommunikation zwischen Mensch und Maschine (Fahrzeug) darstellen.
„Wir produzieren und verkaufen bereits ’semi-autonome‘ Fahrzeuge, die Software und Technologien verwenden, um beispielsweise ein- und auszuparken, die Geschwindigkeit automatisch dem Verkehrsfluss anzupassen oder im Notfall selbsttätig zu bremsen“, sagte Raj Nair, Ford Chief Technical Officer and Group Vice President, Global Product Development. Zu den angesprochenen „semi-autonomen“ Fahrzeug-Technologien, die bereits für zahlreiche Ford-Baureihen erhältlich sind, zählen unter anderem der Pre-Collision-Assist mit Fußgänger-Erkennung, der Fahrspur-Assistent inklusive Fahrspurhalte-Assistent, die adaptive Geschwindigkeitsregelanlage mit Auffahrwarnsystem (ACC), das Active City Stop-System, das Verkehrsschild-Erkennungssystem, der Einpark-Assistent sowie der Fernlicht-Assistent.
25 Pilot-Projekte rund um das Thema Mobilität
Wesentliche Bausteine des „Smart Mobility Plan“ von Ford sind 25 Pilot-Projekte rund um das Thema Mobilität – acht in Nordamerika, je sieben in Europa und Asien, zwei in Afrika und ein weiteres Projekt in Südamerika. Jedes dieser Projekte ist darauf ausgelegt, die künftigen Bedürfnisse der Mobilitätsnutzer in einer sich wandelnden Umwelt zu erfassen, um daraus schon heute Lösungen für die Herausforderungen von morgen entwickeln zu können.
Die 25 Pilot-Projekte von Ford befassen sich mit vier Megatrends:
– dem explosiven Bevölkerungswachstum in bestimmten Weltregionen,
– der wachsenden Mittelschicht in vielen Weltregionen,
– der sich verschlechternden Luftqualität in vielen Weltregionen,
– der Gesundheit der Bevölkerung.
Weitere Themen sind die Mobilitätsprobleme speziell in Ballungsräumen und Mega-Cities sowie die sich verändernde Einstellung vieler Menschen in Bezug auf das Verkehrsmittel Auto.
Ford-Chef Mark Fields: „Letztlich geht es um die Entlastung der Menschen bei der Bewältigung ihrer täglichen Mobilitätsaufgaben. Unsere Projekte entwickeln daher ganz neue Ideen und Lösungen für den Verkehr und für die Mobilität der nächsten zehn Jahre und darüber hinaus“.
„Ford Carsharing“ in Deutschland
Eines der 25 globalen Mobilitäts-Projekte von Ford findet derzeit in Deutschland statt: die Ford Carsharing-Initiative. Bereits vor etwas mehr als einem Jahr startete Ford in Kooperation mit der Ford-Händler-Dienstleistungsgesellschaft mbH (FHD) und der DB Rent GmbH die Plattform „Ford Carsharing“. Ein Großteil der deutschen Ford-Händler hatte sich gewünscht, aktiv in das Car Sharing-Geschäft des Automobilherstellers einzusteigen. Seitdem verzeichnet Ford einen stetigen Zuwachs an Car Sharing-Standorten und -Kunden. Registrierte „Ford Carsharing“-Kunden haben Zugriff auf ein flächendeckendes Netz von inzwischen rund 3.600 Autos in bundesweit über 200 Städten. Zur Flotte gehören neben den Autos der Ford-Händler auch die „Flinkster“-Flotte, also das Car Sharing-Angebot der Deutschen Bahn AG.
Die DB Rent GmbH entwickelte für das „Ford Carsharing“-Projekt ein Internet-basiertes Buchungssystem sowie eine iOS- und eine Android-App für mobile Endgeräte zur Teilnahme von privaten und gewerblichen Endkunden am „Ford Carsharing“. Voraussetzung für die Teilnahme am „Ford Carsharing“ inklusive Buchung und Abrechnung der Fahrzeuge ist eine vorherige Registrierung über die Buchungsplattform www.ford-carsharing.de sowie der Erwerb der Kundenkarte bei einem teilnehmenden „Ford Carsharing“-Partner.
Gemäß einer Umfrage gaben 56 Prozent der Europäer an, sie würden Fahrgemeinschaften in Betracht ziehen*. Forschungsergebnisse haben auch gezeigt, dass ein einziges Car Sharing-Fahrzeug bis zu 13 Privat-Fahrzeuge ersetzen könnte, was die Verkehrslage in den Innenstädten deutlich entspannen würde **. Gemäß der der Europäischen Kommission kosten Staus in der Europäischen Union jährlich rund 100 Milliarden Euro ***.
Ford-Mobilitätsprojekte in London
Der Großraum London bietet wegen des besonders hohen Verkehrsaufkommens ein ideales Testfeld für moderne Technologien. Aus diesem Grund hat Ford dort die folgenden Pilot-Projekte ins Leben gerufen:
– „City-Driving-on-Demand“: Bei diesem Pilot-Projekt handelt es sich um ein flexibles und integriertes Car Sharing-Angebot für Pendler. Derzeit kommen ein emissionsfreier Ford Focus Electric und ein kraftstoffsparender Ford Fiesta mit 1,0-Liter-EcoBoost-Motor zum Einsatz. Die Fahrzeuge sind wahlweise über eine spezielle App oder über ein Call-Center buchbar, werden durch das Smartphone oder eine Mitgliedskarte entriegelt und stehen rund um die Uhr zur Verfügung. Im Minutenpreis enthalten sind die Kosten für Kraftstoff, Versicherung sowie für die City-Maut.
– „Digitale Datenbox“: Dieses System analysiert die individuelle Fahrzeugnutzung mit dem Ziel, für den Kunden ein maßgeschneidertes Versicherungsangebot zu erstellen, um die Versicherungskosten zu reduzieren. Die im Fahrbetrieb gesammelten Daten könnten darüber hinaus dazu beitragen, potenzielle Staus zu reduzieren und den Verkehrsfluss zu verbessern. Die Teilnehmer können zudem per Smartphone-App die Park-Position ihres Fahrzeugs und den Kraftstoffstand aus der
Ferne abrufen.
– „Dynamic Social Shuttle“: Dieser On-Demand-Service setzt auf die Kooperation der Verkehrsteilnehmer und organisiert kostengünstige sowie energieeffiziente Mitfahrgelegenheiten.
– „Painless Parking“: Die komfortable Parkplatzsuche wurde zusammen mit städtischen Behörden entwickelt. Auf Basis von GPS-Daten des Fahrzeugs und der aktuellen Parkplatzsituation vor Ort informiert eine Smartphone-App über nahegelegene freie Parkplätze.
Barb Samardzich, Chief Operating Officer, Ford of Europe, sagte: „Der Mut und der Wille zu Veränderungen im Denken und im Verhalten sind Voraussetzungen, um die Mobilitätsprobleme zu lösen. Wir bei Ford gehen dieses globale Thema aktiv an. Patentrezepte gibt es nicht. Aber mit unseren Projekten analysieren wir in der Praxis, welche Ideen die Menschen annehmen und welche Ideen somit tatsächliche Lösungen für die Zukunft sein könnten“.
Quelle: ots.