Eine Frage des Antriebs: Was macht den Elektroantrieb gerade als Lieferwagen unschlagbar?
Bonn – Kurze Strecken, viele Stop-and-go-Fahrten und lange Ladezeiten, in denen die Fahrzeuge beladen und gleichzeitig mit Strom betankt werden können, machen den Einsatz der elektrischen Antriebsart zu einer echten Alternative zum klassischen Verbrenner.
Hinzu kommt, dass in Deutschland täglich etwa 160.000 Auslieferungstouren abgewickelt werden und diese zum Großteil mit dem Lkw transportiert werden. Aufgrund des Zeitdrucks können Lkw jedoch nicht immer voll beladen in die Städte einfahren und überdies die Infrastruktur nur bedingt nutzen.
01So sind beispielsweise 7,5-Tonner nicht geeignet für enge Gassen. Eine Folge daraus sind Lieferzeit- und Lieferortbeschränkungen. Weitere Gründe die für den Einsatz von Elektrotransportern sprechen sind die besonderen Herausforderungen, die der städtische Güterverkehr mit sich bringt: ein wachsendes Verkehrsaufkommen, die Schnittstellenproblematik „Rampe“, Umweltauflagen (CO2, Feinstaub), Lärmschutz, Kostendruck, kleinteiligere Sendungen und ein zunehmendes Umweltbewusstsein bei Empfängern und Versendern.
Neben der Zusammenlegung und Bündelung von Sendungen mithilfe diverser Konzepte wie Cross Docking, Multi-Pick oder Bypass sind alternative Fahrzeugkonzepte für den innerstädtischen Güterverkehr stark gefragt.
Diese Zeichen der Zeit haben auch die Paketdienste für sich erkannt. So kommen beispielsweise bei dem Paketlieferdienst UPS Elektrotransporter zum Einsatz. Das Unternehmen nutzt insgesamt mehr als 40 Elektrofahrzeuge bei der Paketzustellung in Deutschland. Elektrisch ausgeliefert wird bereits in Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Herne, Karlsruhe, Köln, München und Wendlingen. Die Zahl der Transporter soll stetig ausgebaut werden. Dabei setzt der Paketlieferant auf den Umbau von ehemaligen Mercedes-Dieselfahrzeugen. Diese verfügen jeweils über ein Ladevolumen von 28 Kubikmetern mit einer Nutzlast von rund drei Tonnen. Im beladenen Zustand soll die Reichweite mindestens 80 Kilometer betragen, was für eine komplette Zustelltour im innerstädtischen Verkehr mehr als ausreichend sei, so UPS.
Auch die Deutsche Post setzt im Zuge ihres konzernweiten GoGreen-Programms bei den Auslieferungsfahrzeugen zunehmend auf den Elektroantrieb. Mehrere Hundert Fahrzeuge sind bereits rein elektrisch unterwegs. Neben dem Iveco Daily Electric kommt hier in Zukunft verstärkt der sogenannte StreetScooter zum Einsatz. Dabei handelt es sich um eine gemeinsame Fahrzeugentwicklung mit der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen. Ziel war es, ein möglichst umweltfreundliches und zugleich ergonomisches Zustellfahrzeug zu entwerfen. Daher wurde bei der Entwicklung besonders auf die Anfahrvorgänge (bis zu 200 Mal pro Tag) und die Ein- und Ausstiegsmöglichkeiten der Fahrer geachtet. Die Reichweite beträgt voll beladen etwa 80 Kilometer.
Den Handwerksbetrieben dürfte überdies eine Ausnahmeregelung des Bundesverkehrsministeriums zugute kommen. Danach ist es möglich, elektrisch betriebene Kleintransporter mit einem zulässigen Gesamtgewicht bis zu 4,25 Tonnen mit einem Pkw-Führerschein zu fahren. Normalerweise gelten 3,5 Tonnen als Obergrenze.
Laut der Verordnung bleibt das Gewicht der Batterie bei der Bestimmung der Fahrzeugklassen außen vor. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt möchte damit einen zusätzlichen Anreiz zum Kauf eines umweltfreundlicheren Elektrokleintransporters schaffen. Nach der Einführung des Elektromobilitätsgesetzes im letzten Jahr wird derzeit über eine Kaufprämie für Stromer diskutiert. Es könnte also in Zukunft noch mehr Gründe für einen elektrischen Transporter in der Flotte geben.
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Quelle: Flotte