Jeder vierte auf Landstraßen tödlich Verunglückte kommt bei einem Baumunfall ums Leben
Bonn – Ein Baumstumpf als stummer Zeuge einer leider alltäglichen Tragödie in Deutschland: Ein müder Autofahrer gerät nachts auf den unbefestigten Seitenstreifen einer Landstraße, erschrickt, verreißt das Lenkrad, kommt auf die Gegenfahrbahn und prallt dort gegen einen Baum. Der einzige weit und breit. Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR) weist darauf hin, dass 2013 jeder vierte auf Landstraßen tödlich Verunglückte bei einem Baumunfall ums Leben kam, insgesamt 507 Menschen, 3.990 Personen wurden schwer verletzt.
Die Angehörigen des verunglückten Autofahrers werden mit dem Schicksal hadern und sich fragen, warum gerade an dieser Stelle ein Baum stehen musste, warum gerade hier die Kontrolle über das Fahrzeug verloren ging und kein Ausweichmanöver mehr gelang. Ohne Baum wäre der Unfall wahrscheinlich glimpflich verlaufen. Diese Landstraße aber hat den kleinen Fehler eines Menschen nicht verziehen, sondern mit dem Tode bestraft.
Seit 1995, dem Jahr der Einführung der „Baumunfallstatistik“, haben knapp 22.000 Menschen ihr Leben durch Baumunfälle auf Landstraßen verloren. Das ist die Bevölkerungszahl einer Stadt wie Starnberg, Osterrode oder Husum.
Es sind nicht nur die dicken Alleebäume, von denen Gefahr ausgeht. Crashtests in Schweden haben gezeigt, dass der Insasse eines Pkw bei einem Frontalaufprall mit 70 km/h auf einen Baum mit etwa zehn Zentimeter Durchmesser nur wenige Überlebenschancen hat. Selbst dünne Bäume sind lebensgefährlich, wenn das Auto zentral auf sie trifft und sie bis in die Fahrgastzelle vordringen. Der DVR ist der Meinung, dass Straßen möglichst so gestaltet sein sollen, dass sie Fehler von Menschen so weit wie möglich verzeihen können.
Selbstverständlich sollten alle motorisierten Verkehrsteilnehmer mit angemessener Geschwindigkeit und Konzentration fahren, so dass sie nicht von der Fahrbahn abkommen. Doch etwa die Hälfte der Unfallopfer hat den Unfall gar nicht verursacht, beispielsweise Kinder, andere Mitfahrer oder Fahrer, die einem Überholenden ausgewichen sind.
Neue Bäume am Fahrbahnrand wachsen innerhalb weniger Jahre zu gefährlichen Hindernissen heran. Daher sollten nach Meinung des DVR Neuanpflanzungen von Alleen und Nachpflanzungen in der Regel nicht erfolgen. Sofern dennoch Bäume gepflanzt werden, sind neben einem ausreichenden Abstand zur Fahrbahn zusätzlich Schutzplanken vorzusehen.
Neben dem Einbau von Schutzplanken trägt laut DVR die Anordnung von Geschwindigkeitsbeschränkungen mit regelmäßiger Überwachung zu einer nachhaltigen Entschärfung auffälliger Bereiche bei.
Quelle: (ots)